Zweimal im Jahr geht es zum Reifenwechsel. Für viele ist das eine lästige Zeitverschwendung und sie stellen sich immer wieder die Frage, ob Ganzjahresreifen – auch Allwetterreifen genannt – nicht eine bessere Wahl wären. Insbesondere, wenn es um die Anschaffung neuer Reifen geht, stehen viele vor der Entscheidung: Sommerreifen oder Ganzjahresreifen? In diesem Beitrag wollen wir uns die Unterschiede und Vor- sowie Nachteile genauer ansehen.

Sommerreifen oder Ganzjahresreifen

Sommerreifen

Von Ostern bis Oktober (also O bis O) fährt man mit Sommerreifen. So wird es in der Fahrschule unterrichtet. Tatsächlich lässt sich diese Zeitspanne oft dehnen, denn es ist natürlich nicht der Monat, der die Funktionalität der Reifen ausmacht, sondern die Temperatur und die sonstigen Witterungsbedingungen. Aufgrund der Beschaffenheit des verarbeiteten Materials und des Profils verlieren Sommerreifen bei Temperaturen unter 7 Grad Celsius an Traktion. Das bedeutet, dass der Bremsweg verlängert wird und es bei Schnee schneller zu Glätte kommt. Das birgt Gefahr sowohl für den Fahrer als auch andere Verkehrsteilnehmer. In Österreich ist es ab November bis Mitte April ohnehin verboten, bei winterlichen Verhältnissen mit Sommerreifen zu fahren. Diese situative Winterausrüstungspflicht zu missachten kann zu Strafen von bis zu 5.000 Euro führen.

Bei wärmeren Temperaturen verhält es sich genau entgegengesetzt.  Das flachere Profil von Sommerreifen sichert den Grip auf trockener sowie nasser Fahrbahn und im Vergleich zu insbesondere Winterreifen führt dies bei milden Temperaturen zu einem kurzen Bremsweg und einer stabileren Fahrt  durch Kurven.

Allgemein empfehlen sich Sommerreifen unter den folgenden Bedingungen:

  • Sie fahren mehr als 6.000 Kilometer pro Jahr
  • Sie fahren viel außer Orts und längere Strecken
  • Es kommt in Ihrer Region zu hohen Temperaturen
  • Sie fahren dynamisch und Ihnen ist Komfort besonders wichtig
  • Sie legen besonderen Wert auf einen geringen Kraftstoffverbrauch und maximales Sicherheitsgefühl

Ganzjahresreifen

Ganzjahresreifen kombinieren die Eigenschaften von Sommer- und Winterreifen, sowohl im Profil als auch in der Mischung des verwendeten Gummis. Vergleicht man das Profil eines Ganzjahresreifens mit dem eines Sommerreifens, stechen insbesondere die Lamellen des Ganzjahresreifens heraus. Im Vergleich zu einem Winterreifen sind es jedoch erheblich weniger – meist sind sie nur in der Mitte des Reifens vorhanden. Da diese Lamellen bewirken, dass sich der Reifen auch mit einer verschneiten oder vereisten Fahrbahn verzahnen kann, sind Ganzjahresreifen zwar für die Nutzung im Winter geeignet, aber eben nicht so gut wie Winterreifen.

Im Vergleich zu Sommerreifen ist die Gummimischung der Ganzjahresreifen weicher, wodurch – unabhängig von den Witterungsverhältnissen – der Bremsweg verlängert ist. Da sie sowohl bei Kälte als auch bei Hitze funktionieren müssen, sind sie in jeder Hinsicht im Vergleich zu den jeweiligen Spezialisten – also Sommer- oder Winterreifen – ein Kompromiss. Bei gemäßigten Temperaturen mit geringen saisonalen Schwankungen sind sie jedoch eine gute Wahl und sparen den zweijährlichen Besuch zum Reifenwechsel.

Ganzjahresreifen oder Sommerreifen

Ganzjahresreifen werden im Allgemeinen als Winterreifen akzeptiert, wenn sie die Kennzeichnung für Schnee und Matsch (M+S) vorweisen können. Ohne diese Kennzeichnung sind sie für den winterlichen Gebrauch nicht geeignet. Auch die Profiltiefe der Reifen ist entscheidend dafür, ob die Reifen diese Kennzeichnung haben.

Zu beachten ist aber, dass es in Österreich gesonderte Regelungen für die Zeit zwischen November und April gibt. Aufgrund des hohen Schnee- und Frostaufkommens gibt es eine Winterreifenpflicht. Diese schließt aber die Nutzung von Ganzjahresreifen nicht aus. Es gibt lediglich Auflagen, die die Fahrt mit Ganzjahresreifen in Österreich sicherer macht. Zwischen dem 1. November und dem 15. April gilt für Österreicher und Besucher mit Ganzjahresreifen eine Winterausrüstungspflicht. Das bedeutet, dass die Reifen unbedingt eine M+S-Kennzeichnung vorweisen können. Nicht-Einhaltung dieser Vorschrift kann zu Geldbußen zwischen 35 und 5.000 Euro führen – abhängig von der tatsächlichen Gefährdung. Vergessen Sie außerdem nicht, dass eine Weiterfahrt ohne Schneeketten an entsprechend gekennzeichneten Straßen (blaues Schild mit Schneekettensymbol) unabhängig von den Reifen nicht erlaubt ist.

Ganzjahresreifen sind unter den folgenden Bedingungen besonders empfehlenswert:

  • Sie fahren hauptsächlich innerorts
  • In Ihrer Region kommt es nicht zu extremen Witterungen 
  • Sie fahren weniger als 6.000 Kilometer im Jahr
  • Ihr Fahrstil ist ruhig

Sommer- und Ganzjahresreifen im Vergleich

Wenn Sie sich die Frage stellen, ob Sie Sommerreifen oder Ganzjahresreifen nutzen sollten, ist der wohl wichtigste Aspekt das Klima in Ihrer Region und wieviel Sie fahren. Sind sowohl die Sommer als auch die Winter mild, können Ganzjahresreifen eine gute Alternative darstellen. Allerdings sollten Sie bedenken, dass der Bremsweg auch bei milden Witterungsbedingungen länger ist als bei der Nutzung von Sommerreifen und dass die Laufleistung ebenfalls geringer ist. Steigen die Temperaturen, so verlieren Ganzjahresreifen schneller ihre Form und müssen so früher ausgewechselt werden. Außerdem besteht ein höheres Risiko von Aquaplaning, da das Profil der Allwetterreifen so beschaffen ist, dass es weniger Wasser abtransportieren kann.

Ganzjahresreifen und Sommerreifen

Geht es um die jeweilige Spezialisierung der Reifen, sind die Ganzjahresreifen klar im Nachteil. Doch gibt es auch Situationen, in denen diese Spezialisierung nachteilig ist. Ein gutes Beispiel dafür sind die Eisheiligen, die noch im Mai dafür sorgen können, dass die Fahrbahn glatt wird und am Folgetag sommerlich heiß. Die meisten fahren zu dieser Zeit bereits mit Sommerreifen. In dieser Situation haben Allwetterreifen einen Gewissen Vorteil gegenüber Sommerreifen, obwohl auch sie nicht für das eine oder andere Extrem ideal sind.

Obwohl im Allgemeinen empfohlen wird, Sommer- und Winterreifen zu verwenden, kann die Wahl von Ganzjahresreifen unter bestimmten Bedingungen die bessere Option sein. Fahren Sie weniger als 6.000 Kilometer pro Jahr und hauptsächlich innerorts, fallen Sie in diese Kategorie. Das liegt daran, dass die Vorteile von saisonalen Reifen innerorts so gut wie nie voll ausgenutzt werden, da extreme Witterungsverhältnisse nur selten innerorts auftreten. Die saisonalen Reifen altern hier schneller und verlieren in dieser Zeit auch einen Teil ihrer Vorteile. Achten Sie bei Ihren Winterreifen auf die M+S-Kennzeichnung und idealerweise das Schneeflocken-Symbol. Denn auch innerorts sind die Witterungsverhältnisse in Österreich nicht mild genug für minimal gekennzeichnete Ganzjahresreifen.

Fazit: Sommerreifen oder Ganzjahresreifen?

Bei der Entscheidung zwischen Sommerreifen oder Ganzjahresreifen müssen stets die individuellen Faktoren in Betracht gezogen werden. Für die hauptsächlich innerörtliche und geringe Nutzung des Autos reichen Allwetterreifen oft aus, obwohl es sich in Österreich lohnt, Ganzjahresreifen mit der Kennzeichnung M+S und dem Schneeflockensymbol zu verwenden. Sollten die Witterungsverhältnisse allerdings an Tagen extrem sein – insbesondere im Winter bei Eis und Schnee – empfiehlt es sich generell bei Allwetterreifen, anstelle des Autos eher auf öffentliche Verkehrsmittel zurückzugreifen. Nutzen Sie Ihr Auto regelmäßig auch für längere Strecken und wünschen sich ein hohes Maß an Sicherheit und Fahrkomfort, sollten Sie sich für Sommerreifen entscheiden. Sie bieten eine höhere Leistung unter höheren Anforderungen. Dasselbe gilt natürlich insbesondere für Winterreifen.

Bei einem Auto der mittleren oder oberen Klasse wird Ihnen die Entscheidung abgenommen. In diesem Fall sind Sie dazu verpflichtet, Sommer- bzw. Winterreifen zu verwenden. Auch bei den saisonalen Reifen gibt es Dinge, die Sie beachten sollten. Insbesondere das Fahren von Winterreifen im Sommer oder andersherum kann Ihre Sicherheit und auch Ihren Versicherungsschutz beeinflussen.